Alper­schäl­li

26. Juli 2020, Autor: Robert

Stutz hinauf und steil hinunter

Vor dem Aufbruch zur Tour nehmen die WalkItEasies noch einen Kaffee im Hotel Suretta, wo noch eine Teilnehmerin dazustösst, die in Splügen übernachtet hat. Somit ist die siebenköpfige Wandergruppe plus Hündin Berta komplett und trotz der frühen Tageszeit schon putzmunter. Zuerst führt der Weg durch das hübsche Walserdorf. Wäre wirklich schade gewesen, wenn Splügen, zusammen mit Medels und Nufenen, in einem riesigen Stausee verschwunden wäre, wie ein Staudammprojekt vorsah, das während des zweiten Weltkriegs geplant wurde.

Am Ende des Dorfes beginnt der Wanderweg über den Stutz. Dieser macht seinem Namen alle Ehre. Steil geht es hinauf zum Eggaberg und bei manchen Teilnehmern gäbe es auch einen kleinen See, wenn man den Schweiss stauen würde, der ihnen von der Stirn tropft. Teilnehmer in diesem Fall nicht in gegenderter Schreibweise, weil das Phänomen ausschliesslich auf die männlichen Gruppenmitglieder zutrifft. Die weiblichen prahlen bei der ersten Pause bei der Stutzalp damit, dass sie furztrocken seien. Dies hat sicher damit zu tun, dass der Schweiss neben der Temperaturregulation auch eine Ausscheidungsfunktion erfüllt und hilft, diverse Gifte aus dem Körper abzutransportieren. Ersteres ist sicher weniger vonnöten, wenn man fast nichts wiegt und vom Hangaufwind praktisch von selber in die Höhe getragen wird und letzteres auch nicht, wenn man konsequent nur gesunde Sachen zu sich nimmt.

Solch kleine feine Unterschiede vermögen die Gruppe aber nicht auseinanderzudividieren und so wird auf dem Safierberg, dem Passübergang zwischen dem Rheinwald und dem Safiental, kollektiv entschieden, die Rucksäcke beim dort befindlichen Armeeunterstand zu deponieren und ungeplanter Weise noch einen Abstecher zum 2929 m hohen Bärahora einzustreuen. Der Aufstieg verläuft problemlos, ein kleines Schneefeld, dessen Überquerung nicht ganz ungefährlich scheint, kann relativ leicht umgangen werden. Allerdings äussert sich das Leistungsgefälle jetzt insofern, als sich eine Gruppe “Walk” und eine “Easy” herauskristallisiert. Die “Walkies” erklimmen zusätzlich noch den Punkt 2811, während die “Easies”, die ein bisschen in Rückstand geraten sind, den direkten Weg zum Gipfel nehmen. Dort geniesst die Gruppe vereint den Ausblick Richtung Valser Tal, zum Rheinwaldhorn und zum Piz Terri.

Zurück am Safierberg unten angekommen, gibt es dann die wohlverdiente Mittagspause. Die Sonne kann sich mittlerweile auch recht gut in Szene setzen, insofern ist das Timing wieder mal perfekt. Am Vormittag war es mitunter doch recht stark bewölkt und es blies ein frisches Winderl. Jetzt aber zeigt sich das Wetter von der besten Seite und im Abstieg zum Bodaälpli, das zuhinterst im Safiental liegt, sogar noch weiter als der Weiler z’Hinterst, wird es richtig warm. Die “Walkies” und die “Easies” sind sich aber einig, dass sie auf eine Dusche unter dem imposanten Wasserfall des Gletscherbachs verzichten, der weiter oben am Hang vom Alperschällimassiv herunterstürzt. “Hinaufschauen ist auch ganz erfrischend”, beschliessen sie.

Der Weg hinaus zum Turrahus führt am Ausgleichsbecken Wanna, im gleichnamigen Weiler gelegen, vorbei, das mit Wasser vom Zervreilastausee im Valser Tal gespeist wird. Da muss man sagen, waren die Walser bei der Namensgebung recht vorausschauend. Genauso wie bei Turra, das der moderne Bergsportler unweigerlich mit Touren in Verbindung bringt. Ganz daneben liegt er damit nicht, immerhin war das Turrahus früher Umladestation an der Safierbergroute. Den WandererInnen ist aber nach 1500 hm Auf- und 1250 hm Abstieg und über 20 km Wegstrecke nur noch nach dem Abladen ihres Rucksacks zumute. Berta streckt genussvoll alle Viere von sich.

Bei einem Erfrischungsgetränk geniessen sie den sommerlichen Spätnachmittag und die Aussicht auf die Splügner Kalkberge. Die Damen, die in der Küche und im Service arbeiten und der Koch, sind allesamt aus Coimbra in Portugal und freuen sich, dass einige Gruppenmitglieder ihrer Sprache mächtig sind. Bald entsteht eine angeregte Unterhaltung und die WandererInnen werden fürsorglich bedient. Nach dem Abendessen übt sich die Gruppe noch im Mäxle, einem beliebten Würfelspiel, wo es in erster Linie darum geht, wer am besten Lügen kann. Bekannt wurde es durch das cineastische Meisterwerk “Werner – Gekotzt wird später!”, was nahelegt, dass es auch als Trinkspiel interpretiert werden kann. Darauf lassen sich die Teilnehmer [sic!] aber nicht ein, wenn sie auch an und Pfirsich gerne einen Aprikosenschnaps dazu geniessen.

Da es bei WalkItEasy aber nicht nur um die körperliche, sondern auch um die geistige und spirituelle Weiterentwicklung geht, findet am nächsten Morgen vor dem Frühstück eine kleine Yogalektion statt. Berta tut sich beim “herabschauenden Hund” naturgemäss am leichtesten. Nach der morgendlichen Ertüchtigung schmeckt das selbstgebackene Brot und der Zopf natürlich umso besser und die Gruppe bricht frisch gestärkt Richtung Alperschälli auf. Bis zum kleinen Älpli bei der Piggamad, wo der Aufstieg zum Hölltobel beginnt, marschiert die Gruppe noch in forschem Tempo gemeinsam. Als es dann aber steil bergauf geht, trennt sich wieder die Spreu vom Weizen. “Walk” geht voraus und “Easy” dahinter.

Der Weg wird gesäumt von einer Unzahl Alpenblumen, die jede Anstrengung vergessen machen, bis sich die WandererInnen dann im weitläufigen Kessel des Alperschälli in einem Meer aus Steinen wiederfinden, gesäumt von den mächtigen Felswänden des Wiss- und des Alperschällihorns, der Grauhörner, des Schwarz- und des Gelbhorns. Wie die Namen der verschiedenen Gipfel nahelegen, bietet das Gestein eine ebenso vielfältige Farbenpracht wie die Flora weiter unten. Als auch noch ein Adler mit einem Jungen im Gefolge über der Wanderschar kreist und auf dem Grat oberhalb der Alperschällilücke ein Steinbock thront, sind wieder einmal alle WalkItEasy Versprechen eingelöst.

Angesichts von so viel Glück führt Wanderleiter Robert die Gruppe noch zum Gipfel des Bodahora, denn um dieses vollständig zu machen, gehört ein solcher nun einmal dazu. Der Aufstieg gestaltet sich ganz easy über einen sanft ansteigenden Bergrücken, wo die Vegetation von Moosen und stengellosem Leimkraut ein wahres Kunstwerk in die karge Bergwelt zaubert. Auf dem Gipfel angekommen bietet sich ein atemberaubender Tiefblick, gerade hinunter zum Bodaälpli und hinüber zur Aufstiegsroute des heutigen Tages. Auch diesmal kommt rechtzeitig zur Mittagspause die Sonne heraus, was diese umso genussvoller macht.

Da für den späteren Nachmittag Gewitter angesagt sind, nimmt die Gruppe dann sportlich den Weg über die Alperschällilücke und hinunter nach Sufers in Angriff. Berta schnauft mittlerweile auch schon ein bisschen und alle sind froh, dass es bergab geht. Zuerst noch durch das bereits beschriebene steinerne Meer, das sich auch auf die andere Seite des Passes hinunterzieht, bis dann in der Steileralp wieder die Vegetation beginnt. Steil ist auch hier, wie man erahnen mag, wieder das Stichwort und so geht es unterhalb des Stutzhorns, über Under Steila und den Steilerwald hinunter ins Dorf, zum Ziel der Tour. Dort kehrt die Gruppe noch im Gasthaus Seeblick ein, wo man allerdings die Autobahn vor der Nase hat, aber nach zwei anstrengenden Tagen, nimmt das niemand mehr so genau und alle sind glücklich und zufrieden. Umso mehr, als kurz darauf die ersten Tropfen vom Himmel fallen.

Persönliche Betreuung durch die beiden sympathischen Guides, tolle Gruppe, zwei wunderschöne Touren - ein perfektes Wochenende!
Christina

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